Digitale Vorreiter und Trendsetter

Von Lars Schäfer (Verkaufen in digitalen Zeiten)

„Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht 5 Computer gibt.“ (Thomas Watson, Chairman von IBM im Jahre 1943)

Während wir hier im deutschsprachigen Raum noch darüber mutmaßen, ob das mit der Digitalisierung wirklich alles so sinnvoll ist, passieren im fernen Kalifornien, genauer gesagt im Silicon Valley, zum Teil kurios anmutende Dinge. Dinge, die ähnliche Aussagen hervorrufen, wie sie damals im Kriegsjahr 1943 von Thomas Watson getätigt wurden. Dinge und Entwicklungen, denen niemand so recht zutraut, dass sie jemals umgesetzt und unseren Alltag bestimmen werden. Gut, wie bei allen neuen Erfindungen werden sich auch hier die wenigsten dauerhaft durchsetzen, nur entsteht der Eindruck, dass diese Menschen dort in Kalifornien in ihrem eigenen Biotop leben und wir hier gar nicht merken, dass wir in Kürze keine andere Wahl mehr haben werden, als uns diesem Fortschritt anzupassen.

Flexibler Arbeitsplatz

Wer als Arbeitnehmer in Deutschland zum Beispiel versucht, seinen Chef von flexiblen Arbeitszeiten oder einem Home-Office zu überzeugen, muss schon extrem gute Argumente vorbringen, dass er zumindest seine Mittagspause flexibel gestalten kann. Noch immer herrscht dieses starre und kreativitätstötende System vor, das bei all den erfolgreichen Unternehmen der neuen Arbeitswelt nur ein müdes Lächeln hervorbringt. Natürlich braucht es in den allermeisten Unternehmen organisierte Anwesenheitszeiten, die gibt es im Silicon Valley nach wie vor auch: Nur, was spricht dagegen, wenn ein Mitarbeiter sich mit seinem Tablet auf eine nahegelegene Parkbank setzt, um in Ruhe Ideen zu entwickeln? Das Gute an der Digitalisierung ist unter anderem, dass wir jederzeit an jedem Ort der Welt erreichbar sind, wenn wir es wollen, und dass wir auch kein fest installiertes Faxgerät mehr benötigen, um ein Schriftstück zu versenden.

Es sind nicht nur Google (mittlerweile umfirmiert in „Alphabet“) oder facebook, die regelrechte Arbeitslandschaften für ihre Mitarbeiter und demnach auch für ihren eigenen Erfolg geschaffen haben, auch die Red Bull GmbH hat sich im österreichischen Fuschl am See ein Denkmal erbaut, das aus der Vogelperspektive aussieht wie ein überdimensionierter Robinson Club. Der Erfolg gibt dem Firmengründer Mateschitz bislang Recht: Ende 2015 betrug der Umsatz 5,9 Milliarden Euro bei weltweit circa 11.000 Mitarbeitern, bei der Mitteilung des Gewinns hält man sich dort immer sehr bedeckt; allerdings sei der Betriebsgewinn in diesem Jahr so hoch gewesen wie nie zuvor (Quelle: statista.com). Aber warum betreibt ein Getränkehersteller einen solchen Aufwand? Nun, ganz einfach, weil Red Bull streng genommen gar kein Getränkehersteller im klassischen Sinne ist, sondern nur ein Marketing- und Verkaufsunternehmen: Das Thema Getränkeabfüllung wird von externen Dienstleistern erledigt, im Unternehmen selbst braucht es jede Menge Kreativität, um die Marketing-Maschinerie am Laufen zu halten. Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass solch verrückte Aktionen wie zum Beispiel das Red Bull Air Race an einem alten Schreibtisch unter Neonröhrenbeleuchtung entstehen können? Die Marken-Macht, die durch solche und weitere Veranstaltungen gefestigt wird, erlaubt dem Unternehmen, seine Getränkedosen zu einem hohen Preis zu verkaufen: Angeblich bleiben nach Abzug der Herstellungskosten satte 70% vom Verkaufspreis übrig, wovon ein großer Anteil wieder in das Marketing fließt.

Auch wenn das Beispiel Red Bull nicht wirklich maßgebend für den Durchschnitt im mitteleuropäischen Raum herhalten kann, da die meisten Produkte und Dienstleistungen weniger publikums- und lifestylewirksam sind (30 Tonnen Flachstahl sind eben nicht wirklich sexy), so können wir doch festhalten, dass sich das Arbeiten und vor allem das Verkaufen grundlegend ändern werden. Der klassische Außendienstler, den Sie kennen und den auch ich dargestellt habe, wird zukünftig anders arbeiten müssen: 10 Kundenbesuche pro Tag an 5 Tagen in der Woche werden der Vergangenheit angehören und stattdessen werden potentielle Kunden noch viel gezielter angefahren werden, weil ein Großteil der Vertriebs- und Marketingaktivitäten und die Analyse von Marktteilnehmern (Kaufverhalten etc.) kreative und strukturierte Köpfe im Unternehmen benötigt. Der Kunde wird sich auch nicht mehr wirklich um viel kümmern müssen, da die Bestellvorgänge noch weiter automatisiert werden: Der Verkäufer vor Ort entwickelt sich zum Hinweis gebenden Prozessbegleiter.

In ihrem Buch Touch.Point.Sieg. bemerkt die Marketing-Expertin Anne M. Schüller sinngemäß, dass das Marketing und der Vertrieb aus ihrem jeweiligen Silo-Denken herauskommen müssen, wenn Unternehmen in der neuen Business-Welt dauerhaft erfolgreich sein wollen, was ich absolut unterschreibe: Der Kunde von heute ist der alten Werbemethoden überdrüssig und durchschaut mehr und mehr, was falsche Versprechungen sind und welchen Herstellern er Vertrauen schenken kann. Die Zeiten des „Wir kreieren eine Marketing-Maßnahme und ihr Verkäufer setzt das jetzt mal um“ sind definitiv vorbei.

Sie wollen wissen, welche inspirierenden Vorreiter und Trendsetter es in der Welt sonst noch so gibt und wie auch Sie in digitalen Zeiten wettbewerbsfähig bleiben? Dann ist Verkaufen in digitalen Zeiten das richtige Buch für Sie. Darin vermittelt Lars Schäfer auf unterhaltsame Weise und anhand zahlreicher Beispiele, welche Fähigkeiten Verkäufer von morgen schon heute brauchen und wie sie sich zur „digital-emotionalen Wollmilchsau“ entwickeln können. Die Zukunft des Verkaufens hat bereits begonnen!

Der Autor

Lars Schäfer ist Speaker, Trainer und Experte zum Thema „Emotionales Verkaufen“. Nach 15 Jahren Praxis im Innen- und Außendienst ist er seit 2004 selbstständiger Verkaufs- und Kommunikationstrainer. Sein Titel "Emotionales Verkaufen" ist bereits in mehreren Auflagen erschienen und belegt nach wie vor Toprankings unter den Verkaufsbüchern.